Hochzeit des Eugène Beauharnais mit Auguste Amalia von Bayern
am 13. Januar 1806 in der Grünen Galerie der Residenz München
Gemälde von  Guillaume Menageot, 1808 (1,90 x 2,30 Meter)
im Schloss von Versailles, Kaisergalerie


Hochzeit für ein Königreich

Das Gemälde steht in engem Zusammenhang mit dem Schicksal Aschaffenburgs. Karl Theodor von Dalberg war von hier angereist. Bräutigam ist sein vorgesehener Nachfolger für die Aschaffenburger Residenz im Großherzogtum Frankfurt. Anwesend ist der Bayerische König, der später tatsächlich Landesherr wird und sein Sohn Ludwig, der als König Ludwig I. zu Aschaffenburg eine besondere Beziehung findet. Die Hochzeit hat große geschichtliche Bedeutung, denn die Einwilligung des Kurfürsten Maximilian Joseph von Bayern, seine Tochter Auguste Amalia Napoleons Adoptivsohn Eugène zur Frau zu geben, war für den französischen Kaiser eine der Voraussetzungen, Bayern zum Königreich unter der Regie der Wittelsbacher zu erheben. Napoleons Äußerung an Maximilian „Wenn Sie nicht kooperiert hätten, säße jetzt Prinz Murat auf ihrem Platz“ ist von seinem Sohn Ludwig, dem späteren König Ludwig I. überliefert. Maximilian hat sein Tochter aber nicht gezwungen - sie sollte einverstanden sein. So hing von der Entscheidung einer 17-jährigen die Entstehung des Königshauses Wittelsbach ab. Eine Hochzeit für ein Königreich – es erinnert an den Ausspruch „Paris vaut bien une messe“ (Paris ist eine Messe wert) mit dem der französische König Heinrich IV. 1593 zum Katholizismus wechselte und in Basilika Saint-Denis die Kommunion empfing. In beiden Fällen war das jeweilige Königreich gesichert.

Von dem Geschehen, das in der Münchner Residenz stattfand, hat Guillaume Menageot das Gemälde angefertigt. Der Maler war bei der Feier nicht anwesend, kennt die meisten Personen nicht und muß nach Porträtskizzen arbeiten. Sie sind dennoch einigermaßen gut erkennbar. Es existiert auch ein Sitzplan, der im geheimen Hausarchiv in München aufbewahrt wird. Armin Schroll, hat ihn in seiner Biographie der Prinzessin Auguste Amalie von Bayern wie nachstehend wiedergegeben interpretiert:

„Die Eltern des Brautpaares, Kaiser Napoleon und Kaiserin Josephine sowie König Max I. Joseph mit Königin Karoline haben auf dem roten Podest unter dem Baldachin Platz genommen. Seitlich vorne sitzt Marschall Prinz Murat und gegenüber auf der baierischen Seite hinten der 19-jährige Kronprinz Ludwig. Hinter der Kaiserin sitzen ihre drei französischen Hofdamen (Dames d’autour) in Galarobe und Diadem: Mlle. D’Avrillon, Mme. La Valeté und Mme. De Taloceil. Die dahinter stehenden Herren sind zu identifizieren als: Oberzeremonienmeister Graf Clemens von Törring-Seefeld mit dem Amtsstab, mit roter Schärpe über der rechten Schulter: Baron Ludwig von Gohren, mit blauer Kammerherren-Livree: Graf von Taufkirchen, mit roter Schärpe über der linken Schulter; Baron Aloys von Rechberg, dann der große stattliche Herr, dem Aussehen nach der älteste dieser Gruppe: Graf Topor von Morawitzky, weiter: mit roter Uniformbrust ohne Schärpe: Freiherr Wilhelm von Zweibrücken und schließlich Graf von Seibolstorf als Kammerherr des baierischen Kronprinzen in blauer Livree wie Graf Taufkirchen.

Die beiden uniformierten Herren mit den Federbüschen am Hut, ausgerüstet mit Gleve und Hellebarte als Trabantenwaffen sind Angehörige der Königlichen Leibgarde. Der eine mit dem quer sitzenden Napoleonhut trägt die gleiche Kopfbedeckung wie die Begleitgarde des Herolds bei der Königsproklamation am Marienplatz. Es dürfte der Generalcapitain (Kommandant) der Hartschier-Leibgarde Josef Graf Preising-Moos sein. Der andere Leibgardist mit Hellebarde kann nicht näher zugeordnet werden. Dass es ein Abgeordneter der italienischen Leibgarde sein soll, kann ausgeschlossen werden, denn der stünde in der Umgebung des Kaisers, der ja auch König von Italien ist.

Hinter Kronprinz Ludwig sind von vier auf dem Sitzplan erwähnten baierischen Hofdamen nur zwei zu sehen: es sind die beiden Damen von Prinzessin Auguste: ihre langjährige Erzieherin Freifrau Friederike von Wurmb und die Kammerfrau Gräfin Sophie von Sandizell. Weiter nach rechts fortschreitend erkennt man vier bärtige Bauern in Tracht aus Oberwittelsbach, die auf besonderen Wunsch des Königs anwesend, aber nicht im Sitzplan aufgeführt sind. Sie tragen Lederhosen und prächtige breite Gürtel.

In Bildmitte mit weißer Hose, rotem Rock und roter Schärpe steht Minister Graf von Montgelas, der sich mit der Armhaltung Napoleon angleicht und seinen Blick auf das Brautpaar richtet: die „Prinzeß“ Auguste in großer Hofrobe mit Diadem und Brautstrauß neben ihrem Gemahl, dem Vizekönig von Italien, Prinz Eugène Napoleon Beauharnais mit Spitzenjabot und als einziger in grünem langen Rock mit Degen, wir sie sich die Hände reichen.

Der Knabe hinter Auguste, rechts von ihr und blau gekleidet, ist kein Page, sondern aufgrund eines Porträtvergleichs, Augustes kleiner zehnjähriger Bruder Prinz Karl. Lässig legt er seinen rechten Arm mit dem Handrücken an die Hüfte. Zu der älteren Schwester hat er durch den frühen Tod seiner Mutter ein besonders inniges Verhältnis entwickelt und darf deshalb als einziger Jugendlicher mit dabei sein, während die 14 Jahre alte Schwester Charlotte wohl deshalb fehlt, weil man sie vor Napoleon verstecken will. In der rechten Bildhälfte folgt nun die französische Entourage: hinter Eugène mit weißen Haaren und größer als in Wirklichkeit Außenminister Talleyrand, dann vorne im roten Rock Napoleons Sekretär General Caulaincourt, anschließend die beiden militärischen Freunde des Vizekönigs: General Duroc im blauen Rock und Marschall Bessières im schwarzen Rock und gepudertem Haar, etwas zurück dann ebenfalls mit rotem Rock Baron Jouvenal D’Harville, Oberstallmeister der Kaiserin. Es sind die fünf Trauzeugen für Eugène. Hinter der Gruppe dieser Franzosen sind fünf undeutlich ausgeführte Porträts zu sehen. Es sind die baierischen Trauzeugen für Auguste, die nicht identifiziert werden können. Für die Franzosen waren sie wohl weniger wichtig.

Ganz am rechten Bildrand in einem Armsessel vor dem aufgebauten Altar sitzt der 62-jährige Kurerzkanzler und Fürstprimas Baron Karl Theodor von Dalberg, letzter Kurfürst von Mainz, Bischof von Regensburg und höchster kirchlicher Würdenträger im Reich. Als Freund und auf Wunsch Napoleons hat er die Ringe gesegnet und mit den tradierten Zeremonien die Ziviltrauung vollzogen. Er ist umgeben von geistlichen Herren.

Auf dem Tisch mit roter Tischdecke: ein goldenes Schreibzeug mit Feder, daneben der Heiratsvertrag. Dieser trägt nach Verlesung durch den französischen Staatssekretär Maret – natürlich in französischer Sprache – die Unterschriften von Brautpaar, den Brauteltern und den zehn Trauzeugen. Das in München erhaltene Exemplar enthält nur die Signaturen von Napoleon, Talleyrand und Maret. Auf dem Gemälde ist dieser wieder hinter Marschall Murat zurückgetreten (hellblaue Weste, ganz links)“

Wie auch die Dalberg-Napoleon-Begegnung hängt das Gemälde in der Kaisergalerie des  Versailler Schlosses und ist derzeit für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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