Aschaffenburg - Eine kleine Stadtgeschichte

 „Sub umbra alarum tuarum“ so lautet die Umschrift auf der Münze, die 1619 zum Gedenken an den Bau des Schlosses geprägt wurde.  Man kann diesen Text sehr schön auf die Stadt Aschaffenburg beziehen, denn sie stand im übertragenen Sinne tatsächlich immer im Schatten des Schlosses. So lobt Matthäus Merian 1646 das prächtige Schloss und fährt fort „die Stadt daran ist nicht sehr groß – aber genug um den Hofstaat aufzunehmen." 1745 heißt es in einem Reisebericht: „Die Stadt enthält nichts Beträchtliches außer einer Brücke von 9 Bogen - das Schloss ist aber aller Betrachtung würdig“. Selbst heute fragt sich so mancher Besucher, wer in der kleinen Stadt ein so prächtiges Schloss hat erbauen lassen.

Es waren die Mainzer Kurfürsten, die wohl schon im 13. Jahrhundert Aschaffenburg zu ihrer Nebenresidenz machten.

Aber schon viel früher muss die Stadt als Königsgut Bedeutung gehabt haben, denn 869 fand hier eine Königshochzeit der Karolinger statt. Ludwig der Deutsche, Enkel von Karl dem Großen, ließ hier die Hochzeit seines Sohnes, dem späteren König Ludwig III. (Ludwig der Jüngere) mit Liutgard ausrichten, die dem späteren Kaisergeschlecht der Ottonen entstammt. 

Otto, Herzog von Schwaben, ein Enkel von Otto dem Großen vermacht Aschaffenburg um das Jahr 980 dem Bistum Mainz unter Erzbischof Willigis (975-1011). Die Mainzer Erzbischöfe waren gleichzeitig höchste Reichsfürsten. Seit dem 13. Jahrhundert gehörten sie zu dem Kreis der sieben Kurfürsten, die den König wählten. Dabei hatten sie besondere Rechte – sie luden zur Wahl ein, hatten den Vorsitz inne und krönten schließlich den neuen Regenten.

In Aschaffenburg ließen sie eine prächtige Burg errichten, in der 1447 ein Fürstentag stattfand.

Die alte Burg nach einer Federzeichnung von Veit Hirsvogel um 1540

Durch die Stellung der Kurfürsten sind viele bedeutende geschichtliche Ereignisse mit dem Namen der Stadt verknüpft. So schickte Martin Luther seine 95 Thesen als erstes nach Aschaffenburg, wo sich sein Dienstvorgesetzter Kardinal Albrecht von Brandenburg gerade aufhielt. Er beschäftigte namhafte Künstler seiner Zeit, wie Lukas Cranach und Albrecht Dürer. Auch die „Beweinung Christi“ von Matthias Grünewald, die sich heute in der Stiftkirche befindet, verdanken wir dem Kurfürsten Albrecht.

Die "Beweinung Christi" von Matthias Grünewald (Stiftskirche Aschaffenburg)

Die Burg wurde im Markgräflerkrieg 1552 niedergebrannt. Kurfürst Johann Schweickard von Kronberg ließ dann ab 1604 das neue Schloss errichten. Von hier zogen immer wieder Kurfürsten und Kandidaten zur Kaiserwahl nach Frankfurt. Es waren die Großereignisse der Zeit - wovon Johann Wolfgang von Goethe als Augenzeuge in „Dichtung und Wahrheit“ ausführlich berichtet.

Das Schloß in "Topographie Mainz-Köln-Trier" von Matthäus Merian d.Ä, 1646

Als Gesandter des Kurfürsten Johann Philipp von Schönborn unterzeichnet der Aschaffenburger Stadtschultheiß Nikolaus Reigersberg 1648 an erster Stelle den Westfälischen Frieden in Münster - das Ende des Dreißigjährigen Krieges.

Unterschrift des Nikolaus Reigersberg unter dem Friedensvertrag von Münster

Ende des 18. Jahrhunderts erlebt die Stadt einen großen Aufschwung, als Kurfürst Friedrich Carl Joseph von Erthal wegen der Revolutionswirren in Frankreich Mainz verlassen muss. Aschaffenburgs wird Regierungsstadt und es entstehen unsere herrlichen Gartenanlagen, wie das Schöntal, die Fasanerie und der Schönbusch mit seinem klassizistischen Schlösschen. Mit der Hofbibliothek kommen wertvollste Urkunden und Bücher, darunter auch die berühmte Gutenberg-Bibel, nach Aschaffenburg. Erthal begründet hier eine bedeutende Kupferstichsammlung und dank der Umstände der Zeit birgt unser Schloss heute die größte bayerische Gemäldegalerie außerhalb der Landeshauptstadt München.

Erthals Nachfolger Karl Theodor von Dalberg gründet später die erste deutsche Musikschule und lässt das Theater errichten.

Mit der Neuordnung Deutschlands unter Napoleon, den er in Aschaffenburg traf, ist aber auch die Zeit des Kurstaates Mainz zu Ende.

Aschaffenburg fällt 1814 an Bayern. Der Glanz der Residenzstadt wird Vergangenheit Die Könige halten sich nur selten hier auf – lediglich Ludwig I. verliebte sich in die kleine Stadt am Main und schenkt ihr mit dem Pompejanum ein weiteres bedeutendes Bauwerk.


Das Pompejanum in Aschaffenburg
erbaut 1840-1848 nach Plänen des Hofarchiteken Friedrich von Gärtner
im Auftrag von König Ludwig I.

 

 

  

 

 


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