Dem Kurfürsten Johann Schweickard von Kronberg (1604-1626) war es vorbehalten, der Stadt wieder ein Schloß zu erbauen, das der Residenz des ranghöchsten Standesvertreters im Reich würdig war. Schweickard, der sich in seiner Wahlkapitualation zu dem Bauvorhaben verpflichtet hatte, berief den Straßburger Baumeister Georg Ridinger, der 1605 mit der großen Aufgabe begann. Als der westfälische Adelige Kaspar von Fürstenberg 1608 nach Aschaffenburg kam, waren Wappenmauer und Kellergeschoß fertiggestellt. Fürstenberg besichtigte mit dem Kurfürsten die Baustelle und notierte: „Ire churfurstliche gnaden spacirn mit mir uf irem angefangenen nuwen bauw, discurrirn mit mir uber denselben“ Das herrliche Rennaissancebauwerk wurde am 17.2.1614 eingeweiht und auch aus dieser Epoche gibt es anschauliche Reiseberichte. So schreibt der päpstliche Nuntius Montoro 1622: Der Erzbischof von Mainz „wohnt gewöhnlich in Aschaffenburg, wo er von Grund auf ein äußerst prächtiges Schloß mit aller Bequemlichkeit errichtet hat“ Aus der Delegation des späteren polnischen Königs Wladyslaw IV. heißt es dagegen kritisch „Es war ein prächtiges Schloß am Main, aus rotem Stein gebaut, doch inwendig non correspondet der äußeren Fassade, wie alle deutschen Bauten“ Der Kupferstecher Matthias Merian, der die Stadtansicht 1646 im Bild festhielt, notierte neben dem Bauwerk als fast nebensächlich „die Stadt daran ist nicht sehr groß, aber genug um den Hofstaat aufzunehmen“.

                           

Kupferstich aus dem Ridingerwerk von 1616
Das Dach des Bergfriedes noch nach der Planung von 1611


Die Jesuiten Gottfried Henschel und Daniel Papebroch geben im Jahr 1660 einen ausführlichen Reisebericht von ihrem Besuch in Aschaffenburg, in dem sie die Architektur des Schlosses beschrieben und auch den alten Bergfried erwähnen. Interessant ist der Hinweis auf die Lagerkapazität des großen Weinkellers. „Unter dem Schloß zieht sich ringsum ein riesiger Keller umher, in dem wir hundert größere Fässer sahen, unter ihnen 63, die 12 Fuder Wein fassen; die überigen fassen nur 6; daneben gibt es sehr viele kleinere Fässer“ Daraus lässt sich schließen, daß im Schloß über eine Million Liter Wein gelagert werden konnte. Die große Menge diente natürlich nicht nur der Hofhaltung, sondern Wein war auch ein Zahlungsmittel. So wurden einerseits die Naturalabgaben eingelagert, die an die kurfürstliche Kammer zu zahlen waren und andererseits Dienstleistungen damit beglichen. Auch der schwedische Orientalist Jacob Jonas Björnstahl berichtet 1744 beeindruckt über die Keller, diese seien so groß, daß man dort bequem ein Karussell veranstalten könnte.

Fast das gesamte Kellergeschoss war als Weinkeller geplant
Kupferstich aus dem Ridingerwerk von 1616

Die schon von Merian erwähnte Dominanz des Schlosses über die Stadt lesen wir noch einmal bei einem Reisenden namens Monsieur de Blainville, der 1705 schreibt: „Die Stadt enthält nichts beträchtliches außer einer Brücke von 9 Bogen, das Schloß ist aber aller Betrachtung würdig. Damit wird noch einmal unterstrichen, daß die Bedeutung des Schlosses in den kurfürstlichen Zeiten ungleich größer war, als die der damals noch kleinen Stadt.

weiter mit : Georg Friedrich von Greiffenclau (1626 - 1629)

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