Aschaffenburg blieb 820 Jahre lang, also während des größten Teils der bekannten Stadtgeschichte ein wichtiger Ort des Kurstaates Mainz. Die Kurfürsten hatten hier ihre Sommerresidenz und ließen eine prächtige mittelalterliche Burg erbauen, in der sich glanzvolles höfisches Leben abspielte. Nach deren Zerstörung 1552 begann Kurfürst Johann Schweickard von Kronberg 1605 mit dem Bau eines herrlichen Renaissanceschlosses, das 1614 fertiggestellt war und heute noch das Stadtbild prägt. Abseits von Mainz, mit angenehmem Abstand zum mitunter lästigen Domkapitel, fanden die Erzbischöfe in Aschaffenburg oft Ruhe und Erholung.

Der hohe Rang, den der „heilige Stuhl von Mainz“ einnahm, hat seinen ersten Ursprung in den Leistungen und dem Ansehen von Bonifatius, dem ersten Erzbischof von Mainz. Bis zum 10. Jahrhundert erreichte die Kirchenprovinz Mainz eine Ausdehnung, die vom rätischen Chur in den Alpen, vom alamannischen Straßburg bis nach Böhmen und Mähren reichte (siehe Karte unten).
Die Inhaber des Bischofsstuhles waren gleichzeitig höchste Reichsfürsten. Seit dem 13. Jahrhundert gehörten sie zu dem Kreis der sieben Kurfürsten, die den König bzw. Kaiser wählten. Dabei hatten sie besondere Rechte, die durch Kaiser Karl IV. in der 'Goldenen Bulle' (Bild unten) ausdrücklich verbrieft wurden. Die Mainzer Kurfürsten luden zur Wahl ein, gaben mit ihrer siebten Stimme oft den Ausschlag und krönten schließlich den neuen Regenten.
Schon 751 salbte Erzbischof Bonifatius den Hausmeier Pippin d.J. (Vater Karls des Großen) als neuen König, der die bis dahin herrschenden Merowinger ablöste. Das neue Königsgeschlecht der Karolinger bezog seine Legitimität also aus der Kirche und trug gleichzeitig zu deren Machtentwicklung bei. Ein Nachfolger des Bonifatius, Hatto I. von Mainz, führte ab 911 für den minderjährigen König Ludwig IV. die Regierungsgeschäfte und eröffnete damit die lange Reihe derjenigen Mainzer Erzbischöfe, die als einflußreiche Staatsmänner und Reichsverweser die Geschichte des deutschen Reiches maßgeblich mitgestalteten. Zu Ihnen gehört auch Erzbischof Willigis, unter dem Aschaffenburg, wie oben erwähnt, in Mainzer Besitz gelangt. Er ist Reichserzkanzler der Ottonen und wird bis zur Mündigkeitserklärung Ottos III., als Berater der kaiserlichen Familie sogar zum eigentlichen Regenten des Reiches. Der Einfluß der Mainzer Erzbischöfe setzt sich in unterschiedlichem Maße über die Jahrhunderte hinweg fort. Sie halten sich oft in Aschaffenburg auf, manche sogar ständig Vierzehn der Kurfürsten starben hier und drei sind in unserer Stiftskirche bestattet. Immer wieder wurden wichtige Regierungsgeschäfte in der Zweitresidenz getätigt und so sind viele bedeutende Ereignisse der Geschichte mit dem Namen unserer Stadt verknüpft.


Die 'Kirchenprovinz' Mainz im 14. Jahrhundert
Doch die weltliche Macht der Kurfürsten reichte -auch im übertragenen Sinn- noch weiter

 

Die 'Goldene Bulle' von 1356 - Das wichtigste 'Grundgesetz' des alten Reiches
Der Mainzer Kurfürst erhielt darin herausragende Rechte.
Er rief zur Wahl, die er auch leitete und gab als letzter seine -vielleicht entscheidende- Stimme ab

 

                  
Die Königsmacher
Kurfürst Peter von Aspelt mit den Königen Johann von Böhmen, Heinrich VII. und Ludwig dem Bayern
Kurfürst Siegfried III. von Eppstein mit den Königen Heinrich Raspe und Wilhelm von Holland
Beide Grabmale im Mainzer Dom - Die Könige erscheinen eher untergeordnet und nachrangig.

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